VJRS - Verein Jugendarbeit Region Schwarzenburg

VJRS - Verein Jugendarbeit Region Schwarzenburg

21.10.2016 :: René H. Bartl

Ich bin Präsident von VJRS, weil ich in dieser Funktion meine jahrzehntelange Erfahrung direkt an der Basis (dem Vorstand und den Jugendarbeitenden) weitergeben kann.

Das erste Standbein eines Kindes ist die Familie:

Die eigentliche Lebensschule ihrer Kinder obliegt in erster Linie den Eltern. Ich stelle fest, dass in unserem aktuellen Weltbild viele Eltern überfordert sind, ihre erzieherischen Aufgaben korrekt auszuführen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

Die Fähigkeit und der Wunsch Kinder zu Zeugen und zu Gebären ist etwas urtümliches und steht grundsätzlich jedem Menschen zu. Eine wesentliche Frage ist jene der Konsequenzen, die damit verbunden sind. Natürlich ist es schön ein Kind oder Kinder zu haben. Verbunden sind damit eine Verantwortung von ca. 20 Jahren (pro Kind). Im Mittelpunkt steht nicht mehr mein ICH, sondern meine Aufgabe als Erzieher oder Erzieherin.

Ich stelle gerne die Behauptung in den Mittelpunkt, dass alle zeugungs- und gebärfähigen Menschen im Grunde ihres SEINS gute Väter und gute Mütter sein wollen. Verschiedene Umstände fördern oder verhindern diese Absicht. Gesundheitliche, ererbte, partnerschaftliche, existenzielle (Arbeitsplatzsicherheit) und andere Probleme, treten oft unbekannterweise und unvermittelt auf. Wir leben in einer Zeit der Verunsicherung und der Überforderung. Die daraus entstehenden Konsequenzen wirken sich auf die Energie und Kraft der Eltern stark aus. Zunehmend sind Eltern mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert. Reaktionen sind oft übermässige Kontrollen, Härte, Vernachlässigung, etc. Wie mache ich es richtig? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt. Bin ich zu hart? bin ich zu nachgiebig? Solche Fragen können nur beantwortet werden, wenn die Hintergründe und Voraussetzungen seriös analysiert worden sind. Was aber ganz sicher ist, Kinder benötigen einen Raum, in dem sie Grenzen erfahren können. Sie dürfen aber nie (als Kaiser) die Eltern oder die Familie dominieren. Es ist erschreckend zu wissen, dass ca. 14% derJugendlichen ihre Eltern schlagen oder mit Gewalt dominieren. Ausseneinflüsse haben einen Einfluss - ja. In erster Linie ist hingegen die Familie und ihr System für die Entwicklung ihrer Kinder verantwortlich. Es brauch viel Kraft, Ausdauer und Energie, vielfältig sind die Gründe, weshalb diese nicht (mehr) vorhanden sind.

Das zweite Standbein eines Kindes ist die Schule:

Die Schule ist in erste Linie der Ort der Bildung und beeinflusst als solche auch die Erziehung der Kinder. Sie ist aber nie ein Ort, der stellvertretend für die Eltern deren Ausgabe übernehmen muss. Gerne wird der Sündenbock ausserhalb gesucht und die Schule bietet sich dafür vorzüglich an. Ich stelle fest, dass der Schule inzwischen zu viel Verantwortung für ein fehlverhalten eines Kindes zugeordnet wird. Schule und Eltern müssen ein Team mit individuellen und denselben Interessen sein. Zusammen sind sie dafür verantwortlich, dass sich die Kinder für eine eigenverantwortete und selbst bestimmte Zukunft vorbereiten können. Zunehmend wird das Bildungsniveau und die Berufsausbildung einen wichtigen Stellenwert haben. Sogenannt einfache Tätigkeiten werden zunehmend wegrationalisiert, was besonders Eltern mit Kindern, denen eine höhere Bildung nicht angedeiht, in Angst und Unsicherheit versetzt. Ich neige zu sagen: "Es gibt gescheite Menschen und schlaue Menschen - die schlauen Menschen kommen weiter!" Damit will ich bedeuten, dass die Lebens- und Existenzfähigkeit eines Menschen nicht ausschliesslich von seiner Intelligenz abhängt. Ein vielseitiger Mensch, der sich sehr kreativ und interessiert auf dem Arbeitsmarkt bewegt, hat auch heute durchaus  Chancen, sich eine gute Existenz zu sichern.

Das dritte Standbein eines Kindes ist die Jugendarbeit:

Sehr wichtig im Leben eines Kindes ist seine Freizeitgestaltung. Leider und zu Recht gleichzeitig, gibt es ein kaum überschaubares Angebot. Jedes Kind kann sich sein beliebtes Feld aussuchen. Das ist aber gar nicht so einfach und hängt oftmals auch von der Förderung der Eltern und vom Umfeld des Kindes ab. Eine Zersplitterung in viele und oft wechselnde Freizeiträume können negative Auswirkungen z.B. auf die Orientierung eines Kindes oder die schulischen Leistungen haben. Besser wenig recht, als viel oberflächlich! Ob Sport, Musik, Gesang, Jugendgruppen, oder andere Aktivitäten, gut ist sicher, wenn sich das Kind in der Freizeit für etwas besonderes begeistern kann. Für die Psyche und die Seele ist das sich Bewegen in einer selbst bestimmten "Wohlfühlatmosphäre" mit selbstgewählten andern Kindern und Jugendlichen sehr förderlich.

Eine wichtige Aufgabe übernimmt dabei die offene Jugendarbeit. Sie ist ein Begegnungsort, an dem sich Kinder und Jugendliche entweder spontan oder regelmässig treffen können. Es gibt keinen Mitgliederbeitrag und keine Verpflichtung. Diese Freiwilligkeit gibt den Kindern und den Jugendlichen die Möglichkeit des Rückzuges in einen geschützten Rahmen oder die Chance sich an einem ausgewählten Projekt zu beteiligen. Die Jugendarbeit bietet vielfältige Angebote an, die genutzt oder ausgelassen werden können, je nach Bedarf. In Schwarzenburg zum Beispiel verdienen sich zwei Burschen ein zusätzliches Taschengeld mit dem Reinigen der Räume. Die Eltern sind informiert und die Jugendlichen sind stolz darauf eine wichtige Aufgabe übernehmen zu dürfen. Kinder und Jugendliche die einen weiter Schulweg haben, nutzen die Räume der Jugendarbeit (vor allem im Winter) über Mittag und verspreisen ihre mitgebrachten Verpflegungen oder reden und spielen mit andern Anwesenden. Es gibt eine Zeit, in der einzelne Jugendliche die Angebote der offenen Jugendarbeit öfters und regelmässiger nutzen und andere Zeiten, in denen sie anderweitig engagiert sind. Bei den Öffnungszeiten sind immer die Mitarbeitenden der Jugendarbeit anwesend. Sie haben ein Ohr für grössere und kleinere Probleme, geben Hilfestellungen und einen geschützten Rahmen.

Der Bund, die Kantone, die Gemeinden, Vereine und andere Trägerschaften unterstützen und fördern die Jugendarbeit. Die Löhne werden auch von diesen Gremien bezahlt, damit die Eltern unbelastet sind. Der Vorstand garantiert die Sicherheit und die Strukturen für die Jugendarbeitenden. Diese professionelle Aufteilung zwischen operativer und strategischer Ebene garantiert ein seriöses Umfeld.

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